Wir waren also drei Wochen auf Teneriffa, die meiste Zeit an unserem Lieblingsstrand.
Wir kauften uns Schnorchelequipment und Simon entdeckte sogar einen Rochenhai, dem wir hinterher schwammen.
Wir versuchten ein paar mal die Insel zu erkunden, aber die Schönheit und Ruhe die wir brauchten fanden wir nur an diesem kleinen Hundestrand im Osten. Trotzdem wollten wir auch von dort weg. Wir wurden immer zielloser und begannen an unserer Sinnlosigkeit zu zweifeln. Obwohl wir gerade die freisten Menschen waren, fühlten wir uns verloren. Wir bekamen sogar Heimweh und sehnten uns einfach nach einem Nest.
Wir lernten trotzdem coole Menschen kennen. Darunter auch Corinna, bei der wir kurz vor Weihnachten eingeladen waren in ihrem Haus zu duschen, Wäsche zu waschen und mit zu essen. Silvia, die mit ihrem Auto immer neben uns stand, vermittelten wir noch den Parkplatz von Corinna für 10 Tage. Als die zwei Frauen sich kennen lernten lud Corinna, Silvia auch noch in ihr freies Zimmer ein und wir hatten am Ende des Tages eine unglaublich tolle Crep Party mit Leoron. Er hatte eine professionelle Maschine dafür und zeigte uns sein Geheimrezept. Es fühlte sich schon an wie Weihnachten und es war tatsächlich besinnlich.
An Heiligabend selbst chillten wir wie meistens am Strand.
Corinna ermutigte uns mit unserem Van, abenteuerlicher umzugehen. Wir hatten einfach nicht das beste Gefühl in Teneriffa erkundungsfreudig zu sein. Also entschieden wir uns, spontan die Fähre nach La Gomera zu nehmen. Die Corona Beschränkungen wurden sowieso immer strenger auf Teneriffa und wir wussten nicht wie lange Inselhopping noch erlaubt sein würde. Theoretisch brauchte man zu diesem Zeitpunkt schon einen triftigen Grund oder eine Touristische Unterkunft gebucht, um reisen zu dürfen.
Als die Mitarbeiterin von dem Schalter an der Fähre uns das Formular reichte, gab es eine Rubrik bei der man seine Adresse angeben sollte zu der man reist. Wir zoomten einfach in Google auf die Insel rein und gaben die Adresse eines Campingplatzes an.
Vicky nahm die Fähre schon einen Tag vorher und schickte mir in einer Sprachnachricht ihren Standortrt, wo wir sie finden könnten. Bevor wir aus der Fähre herausfuhren gab ich den Ort Hermigua noch in mein Navi ein.
Keine 5 Meter später hielt uns die Polizei an und fragte uns nach einer Adresse.
Ich hatte direkt den Ortsnamen vergessen und zeigte dem Beamten mein Handy mit dem Navi drauf. Er sagte nur: „Aah Hermigua“ und winkte uns weiter. Wir waren super froh das alles so leicht funktioniert hat und uns wurde klar, dass die Kanarieer einfach froh über jeden Touristen sind. In Hermigua angekommen, parkten wir auf einer Brücke. Alles um uns herum super grün und überall Berge, unter uns Ziegen in einem fast leeren Fluss-Bett. Wir retteten als erstes eine Ziege die sich verhangen hatte und Kopf-über an einer Wasser-Leitung hing. Ihr Bein war an einem Strick gefangen und wir schnitten ihn einfach mit einem Messer durch, als der Knoten sich nicht lösen ließ. Es sah fast so aus als wäre sie absichtlich angebunden. Aus welchem Grund war mir egal, es ärgerte mich. Sie schrie um Hilfe und wir erlösten sie.
Am nächten Tag machten wir eine Wanderung und ich habe noch nie etwas schöneres gesehen. Diese Natur war einmalig. Wir folgten einfach nur den Wanderschildern und irgendwann einem Schild wieder nach Hermigua. Es kam uns ein Pärchen entgegen, dass uns vor dem Weg warnte, aber wir dachten uns nur, dass wenn die das schaffen, können wir das auch. Am Ende mussten wir über eine Stunde einen steilen Hang runter klettern, der mitten drin auch noch verschüttet war, wo man auch noch über das ganze Geröll klettern musste. Die Aussicht war abgefahren und die Klippe ging gefühlt kerzengerade nach unten. Doch wir überlebten und kamen heile unten an. Als wir nach oben Blickten, um zu sehen wo wir eigentlich herunter gekommen sind, sah uns ein Mann der gerade aus seinem Haus kam und versuchte uns auf Spanisch klar zumachen, dass wir den Weg bloß nicht gehen sollten, da er viel zu gefährlich sei. Er verstand wohl nicht, dass wir gerade schon unten angekommen waren.
Am Abend entschieden wir uns zu dem bekannten Hippistrand zu fahren, von dem uns ein Typ auf der Fähre erzählt hatte. Wir fuhren dort hin und es war Nachts als wir ankamen. Am nächsten Morgen waren wir gefläscht. Einfach wunderschön. Wir lernten richtig coole Leute kennen, darunter Lucas und Sofia, die jetzt unsere neuen Nachbarn sind.
An Silvester machten wir mit ein paar Leuten einen Roadtrip zu einer Party im Süden der Insel, darunter auch Lukas und Sofia, die in ihrem Bus 3 Leute mit nahmen und bei uns fuhr die Sandra mit. Sie hatte eine Klarinette dabei und eine bezaubernde Stimme. Sie rapte los und wir hatten die gesamte Fahrt über einen Jam.
Kurz vorm Ziel hielten wir an einem Parkplatz, umgeben von einem Zauberwald. Wir drehten die Musik auf und alle fingen an zu tanzen. Wir wahren gerade alle so froh am Leben zu sein, als mir auffiel, dass Panda nicht mehr zu sehen war. Ich rief sie und sie muss heimlich mit Hermine, der Hund von Lukas und Sofia, über die Straße gerannt sein. Sie rannte wieder in unsere Richtung und blieb genau am Straßenrand stehen um noch zu Pinkeln. Ich hörte ein Auto in der Fährne und sah Panda wie sie sich wieder aufrichtete. Sie wollte los rennen und in der Sekunde kam das Auto angerast. Mein Herz klopfte so laut. Ich bahnte die Gefahr. Panda konnte noch gerade rechtzeitig zurück springen und dem Auto ausweichen. Das war ein Schock für mich und ich war nicht nur froh über mein Leben, sondern auch über das meiner geliebten Panda. Danach gab es noch ein Gruppenfoto und wir fuhren weiter nach Valle. Am kleinen Fischerhafen gönnten wir uns noch einen frischen Fisch im Restaurant. Es war so lecker und wir alle waren eigentlich schon durch mit dem Tag. Weil wir aber schonmal dort waren nahmen wir auch noch die letzte Hürde auf uns zu der Party zu kommen. Die Zugänge zu dem Strand, wo sie statt finden sollte waren alle vom Erdrutsch verschüttet. So bekamen wir die Gelegenheit für 5€ pro Person von einem Fischermann, mit seinem Sohn per Boot mit genommen zu werden. Am Erwünschten Ziel wurden wir in ein Holzboot, das mit einem Anker 20meter vor dem Strand hin und her wippte, abgesetzt. Wir saßen also im Dunkeln, bewunderten den Sternenhimmel und hofften, dass wir noch abgeholt werden. Nach ein paar Minuten kam uns Lukas mit einem Kayak entgegen. Er musste drei mal hin und her fahren um uns, unsere Backpacks und Panda sicher zum Ufer zu bringen. Die Wellen schlugen brutal gegen den Steinstrand, weswegen wir nicht direkt mit dem Boot anlegen konnten. Als wir wirklich angekommen waren, packte mich dir Müdigkeit und ich schlief in meinem Schlafsack bis ins neue Jahr hinein. Dann hatte ich wieder etwas Energie, um mit meinen Pois zu tanzen und am Feuer zu sitzen. Simon hielt lange durch, fiel aber dann tod müde in den Schlaf. Am nächten morgen kletterten wir über den einzigen Weg und kamen wieder zum Hafen. Dort schwammen zwei riesige Mantarochen und ein paar kleine Fische, die vom Fischer mit Fischresten gefüttert wurden. Es war der selbe, der uns am Abend zuvor mitnahm. Wir merkten, dass wir Pandas Leine auf dem Boot vergessen haben mussten. Als wir ihn darauf ansprachen drückte er mir eine Banane in die Hand und ging wieder. Eine Banane mit diesem Geschmack hatten wir tatsächlich noch nie gegessen. Aber unsere Leine war nie wieder gesehen.
Wir fuhren ziemlich schnell wieder zu unseren Strand im Südosten zurück. Wir bauten weiter den Van aus und ich nähte Kissenbezüge. Es wurde immer wohnlicher.
Wir lernten die Hölenbewoner, Einheimische und Weltenbummler kennen, mit denen wir kochten, Pella machten und frisch gefangenen Tunfisch aßen.
Wir wachten jeden morgen mit Regenbögen auf. Es regnete ein paar Tage und die Insel wurde so grün wie seit Jahren nicht.
Das Leben ist schön und unsere Sinnfragen und das Heimweh haben sich auch wieder verdünnisiert. Unser Spanisch wird leider nur „un poco a poco“ ausgebaut, da die meisten hier doch deutsche sind.
Um mal wieder aus unserer Comfortzohne raus zu kommen entschieden wir uns, unseren Van, den wir mitlerweile Mr. Moussac getauft haben, einer Familie auszuleihen, die für 10 Tag auf die kleinste Insel der Kanaren übersetzen will. Wir wollen in der Zeit einfach nur mit kleinem Gepäck reisen. Panda hat schon länger nicht mehr gehumpelt und wir freuen uns einfach mal wieder zu laufen. Bevor die Familie fertig mit Urlaub ist fahren wir selbst nach El Hierro und werden Mr. Moussac dort wieder entgegennehmen.
Die Freunde die wir uns gemacht haben fahren zuflällig auch alle am Ende der Woche nach drüben und alle freuen sich, dass unsere Zeit dort zusammen noch weiter gehen soll.
Ihr Lieben,
ich und wahrscheinlich noch viel Menschen hier zu Hause, vermissen Euch auch. Ihr fehlt uns hier. Gleichzeitig schauen wir mit Neid auf Euch, weil ihr mit der Entscheidung auf den Kanaren zu leben, eine gute Wahl getroffen habt. Die Pandemie hält uns Menschen in Europa im Griff. Wir haben alle den Kompass verloren. Wir sitzen im Lockdown und kommen kaum weiter.
Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir alle wieder Pläne schmieden und wieder beweglich sein können. Diese Zeit könnt ihr gut und gerne, auf den Inseln genießen, auch wenn es sich wie Stillstand anfühlt. Der Stillstand ist aktuell überall. Es bleibt eine Frage der Zeit, bis wir wieder unser Freiheiten zurückhaben und ihr euren Reiseweg wieder aufnehmen könnt.
Miri, Danke, dass du uns mit deinem Blog ein bisschen in euer Leben mitnimmst und mit so schönen Bildern teilhaben lässt.
Ich und wir alle hier wahrscheinlich, wünschen nichts mehr, als mit euch am Meer zu sitzen, zu musizieren (Jammen ?) , zu schnorcheln, zu wandern und jeden Tag die Regenbogen zu sehen.
Seid umarmt und herzlich aus dem kalten Nürnberg gegrüßt
Petra