Vor vier Tagen lagen wir nochmal einen Zahn hinzu und liefen über 20 km nach Biberach. Wir hatten ein paar Tage vorher eine Einladung bekommen dort in einer WG unterzukommen, welche uns motivierte bis in die Nacht zu laufen. Wir konnten dann leider doch niemanden erreichen und schleppten uns noch durch die ganze Stadt zum Biergarten Biberkeller. Simon fragte nach etwas zu Essen und es gab nur noch Wurstsalat. Man muss die Enttäuschung in seinen Augen gesehen haben. Er erklärte, dass ich kein Fleisch esse und die Kellnerin überlegte wo sie uns hinschicken könnte. Simon erzählte, dass wir schon den ganzen Tag am laufen waren, weil wir auf dem Jakobsweg sind. Sie war ganz begeistert und wollte in der Küche nach einer Salat Bowl fragen. Ich ging auf die Toilette und als ich wieder zurück kam stand das Trinken und Essen schon auf dem Tisch und die Frau löcherte Simon mit Fragen über unsere Reise. Die Bowl war super lecker mit Pinienkernen und Kresse, verschiedenen Käsen und vielem mehr. Wir erzählten der Frau, die sich als Simone vorstellte, dass wir nicht wüssten wohin, da unsere Verabredung für das WG Zimmer nichts von sich hören ließ. Sie bot uns gleich an, einfach im Biergarten zu schlafen. Im Prinzip wären dort 4000 m2, aber bei den Bäumen ist es wohl zu dunkel und wir sollen doch gleich hinter der Bühne unser Zelt aufschlagen. Wir wunderten uns darüber, dass sie das einfach so beschließen konnten und fragten sie, ob man irgend jemanden fragen müsste. Sie antwortete, dass sie ihrer Schwester Bescheid sagen würde. Unsere Verwirrung wuchs. Wir fragten, ob die Chefs nichts dagegen haben. Simone lachte und erklärte uns, dass sie und ihre Schwester Manu die Bosse sind und ihnen der Biberkeller gehört. Wir freuten uns und die Verwirrung verschwand. Am nächsten Morgen wurde uns ein super Frühstück aufgetischt und wir quatschen noch eine Weile bevor wir losliefen.
Um 16 Uhr kamen wir nach Steinhausen, wo wir unsere Eltern treffen sollten. Wir fragten im Campingplatz nach, ob wir einchecken könnten. Die Besitzerin wollte wissen ob wir reserviert hätten. Wenn, dann unsere Mütter sagten wir ihr. Sie erinnerte sich, mit Simons Mum geschrieben zu haben und meinte sie hätte ihr abesagt, nachdem die Petra für 17 Leute reservieren wollte. Wir wussten nichts davon und bekamen es dann aber doch noch irgendwie hin zwei Zelte mit einzubuchen.
Am Ende war Simons Oma Luise, seine Mama Petra und meine Mama Melitta zu dritt in unserem Dreimannzelt eingequetscht und Simon und ich wechselten in das Zweimannzelt.
Der Rest der Familie kam dann am nächsten Tag um uns für drei Stunden zu begleiten. Unsere Mütter kamen mit Kisten voll Essen, was uns bestimmt für drei Wochen gereicht hätte.
Wir liefen dann noch zu fünft bis Altshausen. Dort trafen wir ein Pärchen auf dem Fahrrad und kamen ins Gespräch. Das Mädel lud uns direkt in ihren Garten ein. Wir sollten noch was mit unseren Mum essen gehen und dann wollten wir zu ihr kommen. Doch leider kam keine Nachricht mehr und unsere Freude, so schnell etwas gefunden zu haben, schwand wieder. Nachdem sich der Rest unserer Familie von uns verabschiedet hat blieben wir noch auf einen Drink sitzen. Die Gruppe vom Tisch nebenan sah sympatisch aus und wir kamen auch wieder ins Gespräch. Alle überlegten wo wir unterkommen könnten, bis die Wirtin uns anbot hinterm Haus in dem Garten ihres Sohnes zu zelten. Das nahmen wir dankend an. Am nächsten Morgen durften wir sogar wieder mit frühstücken.
Dann liefen wir bis auf einen hohen Berg der Gemeinde vom Deggenhausertal. Da stand ein Mann in der Tür, der nett aussah und Simon nutze gleich die Chance ihn nach einem Stück Wiese zum zelten zu fragen. Er verwies uns auf die Hausbesitzer und wir landeten hinter dem Haus mit super Blick auf den Bodensee.
Gestern kamen wir dann wirklich an unsere Grenzen und wollten beide schon fast heulen. Da wir einen sicheren Platz zum schlafen bei meiner Tante wussten, wollten wir alles an einem Tag schaffen. Wir verliefen uns mal wieder im Wald. Gingen einen großen Umweg und fanden ewig keinen Supermarkt, um was zu Essen zu kaufen. In Markdorf konnten wir dann einkaufen und außen schonmal zwei Stück Pizza vom Bäcker verdrücken, bevor wir irgendwo das Essen aufkochen wollten. Aber nach dem Verlaufen im Wald wurde es schon immer dunkler und wir wollten doch schnell nach Meersburg kommen. Also schleppten wir auch noch unnötiges Dosenfutter den Berg hoch und runter. Wir sind genau bei Sonnenuntergang bei der Fähre angekommen und fuhren 15 Minuten nach Konstanz.
Panda hatte einen schnellen Herzschlag und zitterte etwas, aber sie machte es super. Davor in Markdorf hatte sie fast eine Panikattacke, als sie mal wieder einen Zug sah. Je mehr man in der Natur ist, desto lauter werden dann doch die Städte, selbst größere Dörfer. Wir haben es auf jeden Fall nach Konstanz geschafft und mal wieder in einem weichen Bett zu schlafen war himmlisch.
Die nächsten zwei drei Tagen, werden wir erstmal in Konstanz unsere Füße schonen.
Liebe Miri, Simon und alle Freunde von navinaiv,
nach einigen nachdenklichen Stunden möchte ich gerne mitteilen, was ich gelernt habe, als ich Euch begleiten durfte.
Überrascht war ich, wie gemütlich ihr euren Pilgerweg geht. Es war fast wie ein Spaziergang und trotzdem haben wir eine weite Strecke geschafft. Am Abend und auch noch in der Nacht wart ihr immer noch gelassen, obwohl ihr noch keinen Platz zum Schlafen gefunden hattet. Ihr wolltet von uns Müttern weder die vielen Dinge haben, die wir mitbrachten, noch unsere Hektik übernehmen und auch nicht unsere Angst.
Mir wurde dadurch deutlich , mit wievielen Begrenzungen, Zwängen und Befürchtungen, im „normalen“ Leben oft unbemerkt, unsere Gesundheit und unserer Glück bedroht wird.
Ihr habt aber auch davon geschrieben, dass ihr unbedingt ein bestimmtes Ziel(Meersburg) erreiche wolltet und dafür über eure natürliche Belastbarkeit gegangen seid. Das Ziel habt ihr unter Mühen erreicht, aber Erholung von dieser Strapaze wurde notwendig.
Auch dieses Erlebnis ist in den normalen Alltag übertragbar. Oft geschieht es, dass etwas nur im Stress erreicht wird und man sich davon erholen muss. Ein ständiges auf und ab und kein ruhiges fließen.
Eure Pilgerreise regt mich an,
im Leben öfter zu gehen und weniger zu rennen, sozusagen langsamer zu Leben,
manchmal Anzuhalten und das kleinen Glück noch bewußter zu genießen.
Danke, dass wir Mütter euch ein Stück begleiten durften und ein bisschen von eurem „Spirit“ miterleben konnten.
Herzliche Grüße
Mama Petra
Liebe Miri, lieber Simon, liebe Panda!
Ich habe mir gerade euren Blog angeschaut, in der Hoffnung neue Nachrichten, Fotos von euch zu finden! Ihr seid inzwischen wahrscheinlich in der Schweiz und habt seit letzter Woche, als ich mich von euch verabschiedet habe, sicher viel erlebt!
Liebe Petra, danke, dass du mich in deinen Dank an unsere Kinder mit eingeschlossen hast.
Dein Resümee “ langsamer zu leben“ unterschreibe ich sofort!
Kein Wunder, dass meine Seele noch immer in dem kleinen Ort Altshausen herumschwert!
– Vielleicht schaut sie sich das Schloss an, das immer noch Wohnsitz des Herzogs von Württemberg ist.
Wie glücklich müssen unsere Pilgerer gewesen sein, als sie an dem Abend ein Fleckchen Rasen zugewiesen bekommen haben, auf dem sie ihr Zelt aufstellen konnten zum Übernachten.
– Oder, sie sitzt in dem Biergarten, wo die nette Wirtin für uns alle leckere Spätzle zum Abendessen gemacht hat!
Im Nachhinein weiß ich, dass diese letzte gemeinsame Stunde offenbart hat, was der Mensch wirklich braucht: einen sicheren Ort zum Ausruhen ( Schlafen),
Nahrung für Leib und Seele und
am Wichtigsten:
die LIEBE
zum Partner,
zum Tier ( wie liebevoll sich Miri und Simon um Panda kümmern),
zur Natur,
zu den Mitmenschen.
In diesem Sinne meinen lieben Pilgerern alles Liebe auf eurem weiteren Weg
Eure Mama Melitta
Herrlich, diese wärmenden Worte, von euren liebenden Müttern. Wollte mich auch mal wieder zu Wort melden, wir saßen bei eurem Stop in Altshausen am Nebentisch. Hab genau beobachtet wie ihr die duftenden Käsespätzle von unserer lieben Trauben Wirtin verspeist habt. Auch hab ich beobachtet wie liebevoll ihr mit dem Hund umgegangen seid und ich erkenne immer ganz schnell: wer ein Herz für Tiere hat, hat auch seinen Mitmenschen gegenüber ein gütiges Herz . Und so wars auch, als wir gegen später noch unsere Stühle zusammen geschoben haben und das getan haben, was der Mensch für Leib und Seele braucht : Anti – Sozial – distancing! Weiterhin eine schöne Pilger Reise! Viele Grüße Myriam
Hallo ihr zwei!… Wuff! Wuff ! Knurr !… Ähm, hallo ihr drei!
Es ist toll, dass es noch Naive gibt! Ich gehöre auch dazu und bin stolz darauf! Geniesst eure Reise! Das Leben ist jetzt! Ich kenne das Gefühl nur allzu gut, das Schweben im zeitlosen Raum! Alles Gute auf eurem Weg!
Thys (am Zürichsee)