Naturgewalt schafft Zusammenhalt

Foto von Ulrike

Der Vulkan wütet jetzt schon mehr als 6 Wochen und es ist noch kein Ende in Sicht. Wir waren mehrere Wochen lang  12 Menschen und 7 Hunde auf unserem Platz. Ohne fließend Wasser und ohne wirklichen Strom, außer unserem kleinen solar Panel, das genug Power für unsere zwei Handys hat.
Zum Glück ist hier um die Ecke noch ein Restaurant, bei dem die Anderen immer mal wieder ihre Dinge in die Steckdose anschließen durften.
Und unser Nachbar zeigte uns auch schon vor längerem eine öffentliche Wasserstelle bei der wir immer unsere 8L Kanister auffüllen konnten.
Wir hatten über 20 Kanister, die  für 12 Leute, alle Tiere und mit gebrachten Pflanzen, für drei Tage reichten.

Yvonne hatte Anfangs erst mit dem Campingplatz ähnlichen Zustand zu kämpfen, aber war auch heil froh, dass sie nicht wie andere Menschen ins Militär Lager verfrachtet wurde, wo ihre zwei Hunde in Zwingern hätten schlafen müssen.
Hier hatte  wir wenigstens schonmal die Große Yurte und ein paar Zelte. Und manche konnten auch in ihren Vans schlafen.

Wir spielten uns alle zusammen ein und es wurde immer harmonischer.
Die Leute hatten Lust sich einzubringen. Sie schnitten Wege frei, bauten Treppen, richteten die Küche ein, pflegten die Bäume, brachten die Mandelernte weiter voran und machten das Dach regensicher. Stella kochte jeden Tag für alle und besorgte mit Henrik einen Generator damit wir manchmal doch mehr Strom haben konnten.  Isabel organisierte die Küche neu. Jeder gab etwas wichtiges für das Ganze hinzu, damit das Miteinander funktionieren konnte. Auch wenn es noch kein ganz ausgeklügeltes System gab, wer wie viel Geld für Essen dazu gibt und wer was essen darf, hat es erstmal funktioniert. Und es war schön mit anzusehen wie sich so eine Gemeinschaft entwickeln kann.

Die meisten haben  trotzdem immer wieder den Weg nach Los Llanos auf sich genommen um entweder zu versuchen zu ihren Häuser zu kommen, um noch Sachen zu retten oder um ihrer Arbeit weiter nach zu gehen, so lange sie noch welche hatten.
Henrik und Stella schafften es drei mal zu ihrem Haus und konnten das wichtigste retten. Darunter auch drei Hühner, die mir jetzt schon ans Herz gewachsen sind.
Die Lava hatte deren Haus danach ziemlich schnell erobert und in Todoque mit sich gerissen.

Quelle:https://lapalma1.net/2021/09/22/lavawand-dringt-in-todoque-ein/


Die Hühner mussten eine Zeit lang in unserem leeren Wasser-Tank unter kommen.


Mittlerweile haben wir sie wieder befreit und nachdem sie sich erstmal verstreut im Gebüsch versteckten und das schwarze Huhn sogar für drei Tage verschollen war, gewöhnten sie sich an unseren Platz und lernten ihn lieben. Sie laufen mir sogar schon hinterher wenn ich sie rufe und mit einem Topf voll essen locke. Ich baute ihnen ein Lager, dass sie sehr schnell annahmen. Das zu sehen machte mich sehr glücklich und es ist auch witzig zu sehen, dass sie gar nicht mehr aus ihrem Bereich heraus kommen, obwohl der Zaun noch überall offen ist.

Alle anderen haben auch so viel mit genommen wie sie konnten, weil keiner wusste wie akut die Gefahr für sie war. Bei Vielen ist einfach  nur das Beben und die schlechte Luft nicht mehr auszuhalten gewesen.

Demnach wurde unser Haus zu einer Art Lager für alles was gerade nicht gebraucht wurde.
Auch unsere Yurte ist ein Lager geworden, voller Menschen und Mandeln, die wir zusammen geerntet haben.

Yvonne lebte in der Selben Straße wie Stella und hat auch ihr Haus verloren, wo sie zur Miete wohnte.
Sie entschied sich zurück nach Deutschland zu gehen und dort eine Zeit lang bei Isabel zu wohnen, die hier nur zum Urlaub war.
Seit über drei Wochen sind auch unsere anderen Freunde wieder in alle Richtungen verschtreut und kommen aber trotzdem meistens am Wochenende vorbei.

Unser lang ersehntes Treffen mit unseren Eltern hat zu aller Überraschung auch funktioniert. Ihr Flieger war einer der wenigen, der sogar auf La Palma landen konnte und sie verbrachten zwei Wochen mit uns.
Diese Eindrücke werden sie euch selbst Berichten.
Simons Eltern und meine Mama nahmen sich vor Tagebuch zu schreiben, um auch einem Blog Eintrag zu verfassen.
Wie ich es mitbekommen habe, kamen sie mit dem schreiben unmöglich hinterher, bei all den Sachen die wir erlebt haben.

Die letzten Tage hat es auch bei uns nochmal ordentlich Asche geregnet und die Erdbeben werden auch immer spürbarer.
Manchmal bringt der Wind die Frequenz vom Vulkan bis zu uns nach Hause und es hört sich an, als würde es direkt unter uns brodeln. So beängstigend das auch alles klingt. Es bringt einen in die vollkommende Gegenwart, wenn man mit dieser unmittelbaren Naturgewalt zu tun bekommt.
Es zeigt einem sein wahres Gesicht, wenn man nicht mehr von seinen Ängsten davon rennen kann. Man nimmt es hin und wird wieder eins mit der Natur.

Dafür schaut es im Süden ganz anders aus. Zum Vergleich dieses Foto:

Quelle: www.eltime.es

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