Aus den Augen der Eltern

La Palma – Besuch vom 06.10. – 20.10.21. Gastbeitrag von Peter (Simons Vater):  

So viele Inputs und intensive Erfahrungen auf den Punkt zu bringen, ist schier unmöglich. Dennoch ein Versuch; 

Die Sehnsucht von Petra, Peter (Simons Eltern) und Melitta (Miri´s Mutter) „unsrere“ Kinder nach über 1 Jahr wieder live zu erleben, war schließlich größer als die Angst vor dem aktiven Vulkan, trotz all seiner Auswirkungen.

Es war uns vergönnt, die Entfernung von 3350 km Luftlinie auf 0 Km zu verkürzen. Um es vorwegzunehmen: Miri und Simon (Mi + Si) waren die 2 Wochen lang engagiert, für das Wohlergehen ihrer Gäste zu sorgen. Das fing schon mit dem Lotsendienst vom Flughafen bis zum Grundstück an, setzte sich fort mit gemeinsamen Aktivitäten und dem Teilhaben lassen an ihrer erstaunlich guten Vernetzung.

Erste Eindrücke vom Grundstück: Zwar  wurde mir sehr schnell klar, was die beiden seit März 21 schon alles an Arbeit investiert hatten, aber  für verwöhnte Festland – Bewohner*innen waren es immer noch rustikale Umstände. Staub und Asche (wofür Mi + Si nichts können), kein Wasser – WC, kein direkter Wasseranschluss, kein Strom (es gibt ihn nur im Notfall), steile Pfade auf dem Gelände, Beleuchtung nur zeitweise in der offenen Küche, usw.

Insgesamt musste ich über viele Schatten springen: Über die bereits erwähnten waren es noch: Riskante und nicht umweltfreundliche Fortbewegungen mit dem Flugzeug und Miet-Auto  (enge Gassen in den Städten und endlose Serpentinen, statt mit dem Fahrrad (ist auch riskant); Einlassen auf Mi + Si und ihrem sozialen Umfeld; Hundephobie überwinden; direkter Kontakt zu Pferden, sogar auf einem von Miriam (Pferdeflüsterin) geführten Pferd sitzen;

Schwimmen in 3 Naturpools im Atlantik; aber auch Essen im Lokal mit 4,5 Sternen, usw.  Trotzdem bekam ich nach einer Woche die Krise auf dem Grundstück, worauf Mi + Si sofort reagierten und uns alle 5 umquartierten, nämlich zu der Finca Tierra von Maine. Sie ist eine bemerkenswert junge Frau von 78 Jahren, die vor Tatkraft und Lebensfreude nur so sprüht.

Maine vermittelte uns stets das Gefühl, herzlich willkommen und nicht nur Gäste zu sein.

Weitere Abenteuer waren mit Mi + Si: Wanderungen zum Meer, Baden im Meer, Beteiligung an der Mandelernte, Wanderung am Rand der Caldera des Roque de los Muchachos (2426 m), Eruptionen vom Vulkan sehen, hören, leider auch inhalieren; ohne Mi + Si.: Wanderung durch einen Lorbeerwald.

Abschließende Gedanken: Wir 5 arbeiteten als Kurzzeitteam sehr gut zusammen, wobei es von großem Vorteil war, dass für Mi + Si und Melitta  die spani sche Sprache keine spanischen Dörfer mehr sind. Dadurch, dass  wir nur auf Insel – Insider trafen, bekam die Reise einen ganz besonderen Reiz. Ich habe nun mehr Verständnis für die Lebenseinstellung und – weise der Aussteiger*innen gewinnen können. Es waren insgesamt Gespräche mit jungen Leuten, die ihr Leben bewusst minimalistisch gestalten (wollen). Apropos Luxusverzicht. Zwar genoss ich den so scheinbar selbstverständlichen Komfort der Wohnung in Nürnberg wieder, aber es stellt sich mir erneut die Frage, wieviel Konsum wirklich notwendig ist und ob er nicht sogar manche Lebensqualität verhindert. Sinngemäßes Zitat im Naturkostladen: „Wenn Du alle Reichtümer der Welt besitzt und Dich sicher fühlst, aber nicht die Freiheit hast, so zu sein, wer und was Du bist; ist alles umsonst.“ 

Mi + Si (und ihrer Comumnity) wünsche ich weiterhin so viel Power, Begeisterung,  Austrahlung und Durchhaltevermögen, wie bisher, damit sie ihr Langzeitprojekt , ihren Lebenstraum (das dauert Jahre, nicht Monate) in die Tat umsetzen können. Plastisch haben sie es schon vor Augen. Der Abschied fiel  schwer. Die  Gespräche finden ab sofort wieder über das kleine, rechteckige Gerät statt und nicht per face to face. Der nächste LP – Besuch folgt sicher irgendwann. Die Insel hat noch unglaublich viel zu bieten. Grüße von Peter, ich wurde um etliche Erfahrungen reicher. Diese Reise war die zweitabenteuerlichste meines schon so langen Lebens (62 J.)


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